Das QRP-Baubuch – Kapitel 4 (Teil 5)

4.10 Instabile Senderschaltungen und Problemlösungen

Eines der häufigsten Probleme bei mehrstufigen Sendeschaltungen ist die Instabilität. Mehrstufige Sender sind die Regel bei QRP-Konstruktionen, wenn man von ganz einfachen 50 mW-CW-Senderchen absieht. Die Firmen, die Sender und Transceiver kommerziell produzieren, investieren einen gewichtigen Teil Ihrer Konstruktionszeit in die Stabilisierung der Schaltung und die optimale Anordnung der Bauelemente auf der Platine, um gegenseitige Beeinflussungen so weit als möglich zu vermeiden.

Unkontrollierte Selbsterregung eines Senders bedeutet, dass dieser neben den Frequenzen, die er eigentlich erzeugen soll (dem Nutzsignal), noch eine oder mehrere andere ungewollte Signale produziert. Das Frequenzspektrum dieser parasitären Wechselspannung(en) kann zu allem Überfluss vom Niederfrequenzbereich über den LW, MW, KW und UKW-Bereich bis hinauf in das UHF-Spektrum reichen. Es ist auch möglich, das zeitgleich parasitäre Schwingungen in ganz verschiedenen Frequenzbereichen auftreten.

Ein weiteres Prüfkriterium, das an einen Sender angelegt werden muss, ist die Forderung nach unbedingter Stabilität auch unter ungünstigen Betriebs- oder Abstimmungsbedingungen. Dies betrifft in besonderem Maße Sender mit selektiven Verstärkern, weil bei diesen wegen der hohen Schwingkreisgüte der Verstärkungszuwachs pro Stufe höher ist als bei Breitbandschaltungen.

Der Sender muss auch bei interner Fehlabstimmung jederzeit stabil sein, und nicht nur bei optimaler Resonanz aller Kreise. Darum sollte überprüft werden, ob die Schaltung auch in dem Moment noch stabil arbeitet, wenn einer oder mehrere Schwingkreise verstimmt werden. Das einzige was beobachtbar sein darf, ist die Verminderung der Sendeleistung beim Abstimmen. Andererseits sollte der Sender einen Punkt haben, wo eine eindeutige Abstimmung auf maximale Ausgangsleistung erkennbar ist.

Wenn die Senderausgangsleistung beim Verstimmen nicht kontinuierlich zu- beziehungsweise abnimmt, und Sprünge in der Amplitude beobachtbar sind, liegen instabile Betriebsbedingungen vor. Meistens kommt es zu Verkopplungen einzelner Stufen über Einstreuung von HF aus einer anderen Senderstufe, oder die Betriebsspannungsleitungen sind nicht ausreichend gesiebt und es kann HF von einer Stufe in die andere über die Plusleitung gelangen.

SSB-Sender zeigen manchmal ein sehr merkwürdiges, aber verwandtes Phänomen. Wenn der Sender keine Ansteuerungsleistung erhält, verhält er sich absolut den Erwartungen entsprechend. Er produziert dann logischerweise kein Ausgangssignal. Wenn er voll ausgesteuert wird, kann erwartungsgemäß die maximale HF-Amplitude am Ausgang gemessen werden. Die Instabilitäten findet man in den Bereichen zwischen diesen beiden Extremen. Die Probleme treten nämlich dann auf, wenn der Sender zu einem Prozentsatz irgendwo zwischen 0 und 100% ausgesteuert wird. Dann kann die Schaltung unter Umständen unkontrollierte und parasitäre Schwingungen produzieren. Die Ursache für diese Erscheinung liegt in Impedanzverschiebungen während der Aussteuerung. Die Impedanzen am Ein- und Ausgang eines Transistors sind nämlich nicht konstant, sondern ändern sich mit der Ansteuerung. Dies kann dann dazu führen, dass bei bestimmten Ansteuerleistungen instabile Verhältnisse infolge fehlerhafter Impedanzanpassung die Folge sind.

Lassen Sie uns sehen, wie man den Tücken des bei der Konstruktion von HF-Schaltungen ausweichen kann:

4.10.1 Der wichtigste Grundsatz: Optimale Masseleitungen

Viele selbstgebaute Sender leiden unter unzureichender Erdung. Viele QRP-Konstrukteure unterschätzen den Einfluss, den Masseleitungen auf das Funktionieren einer HF-Schaltung haben. Besonders für die Konstruktion von Sendern und Empfängern auf Lochrasterplatten ist die im Kapitel 2 unter dem Thema “Aufbau von Schaltungen” angesprochene Kupferfolie ein unbedingtes Muss! Man sollte sich stets daran erinnern, dass Drahtverbindungen aller Art, auch wenn sie relativ kurz sind, Induktivitäten darstellen. Diese ungewollten Spulen verändern die HF-Eigenschaften einer Schaltung ganz wesentlich. Besonders bei Senderschaltungen ist es tödlich, wenn wegen einer unerwünschten Induktivität einer Masseleitungen die Masseverbindungen keine eindeutige hochfrequente Erdung ermöglichen. Viele unkontrollierte und wilde Schwingungen in Sendern und HF-Verstärkern haben Ihre Ursache in völlig unzureichenden Massenverbindungen, die eigentlich nur eines sind: Absolut Unkalkulierbare Induktivitäten.

Darum verwenden Sie als Masseleitungen nur Kupferfolie mit einer Breite von mindestens 5 mm. Für die Hauptmasseleitungen sind 8 bis 10 mm Breite empfehlenswert! Eine gute HF-Masseleitung ist breit und kurz! Spulen, auch ungewollte, sind dagegen lang und dünn!

Die Erfahrung hat gezeigt, dass es am sinnvollsten ist, bevor man eine HF-Schaltung auf eine Lochrasterplatte aufzubauen beginnt, zuerst am Rande der Platinen eine Masseleitungsbahn aus Kupferfolie zu verlegen. Durch die breite und induktionsarme Massefläche ist die einwandfreie HF-Erdung sichergestellt.

Noch einige Anmerkungen zum Thema “Masseschleifen”: Masseschleifen kommen eigentlich nur vor, wenn man insgesamt zu dünne und ungenügende Masseleitungen verlegt. Bei dem beschriebenen Verfahren kann man Masseleitungen jedoch in jedem Fall als Ring anlegen. So ist es möglich, und empfehlenswert, z.B. eine Lochrasterplatte vor der weiteren Bestückung erst einmal mit einer breiten Massebahn zu umziehen.

4.10.2 Die richtige räumliche Anordnung der Senderstufen

Die Teilmodule einer HF-Schaltung sollten in sich kompakt mit kurzen Leitungslängen aufgebaut werden. Wenn Sie mehrere Senderstufen auf einer Platine in Folge anordnen, achten Sie stets darauf, dass Sie die einzelnen Senderstufen räumlich etwas voneinander getrennt sind. Alle Senderstufen eines Leistungssenders sollten möglichst in einer Reihe angeordnet sein, und nicht etwa nebeneinander, oder gar ineinander verschlungen. Vermeiden Sie alle Arten von langen, und gar dünnen Leitungen.

Abb. 50 Verschiedene Arten, einen mehrstufigen Sender aufzubauen

Bei der ungünstigen Anordnung kann die Endstufe durch die große räumliche Nähe sowohl in den Oszillator als auch in die Treiberstufe Energie einstrahlen und zu unkontrollierter Selbsterregung der Senderschaltung beitragen. Dies wird als HF-Einstreuung bezeichnet. Wenn man, zum Beispiel wegen räumlicher Notwendigkeiten, solche Anordnungen aufbauen muss, ist es unbedingt nötig, die einzelnen Stufen voneinander abzuschirmen. Dies kann dadurch geschehen, dass man dünnes Messingblech in die richtige Form biegt, und zwischen den einzelnen Schaltungsteilen, die voneinander getrennt werden sollen, Abschirmwände senkrecht in die Schaltung einsetzt. Die Höhe dieser Abschirmbleche sollte mindestens 3 cm betragen, oder bis an das von oben aufgesetzte Metallgehäuse reichen, um Dichtigkeit für Hochfrequenz zu gewährleisten. Das Messingblech selbst wird an möglichst vielen Stellen der Schaltung mit Masse verbunden, es kann dadurch die Masseleitungsführung unterstützen, einfach auf Grund der Tatsache, dass die Bleche eine große Fläche haben. Sender, die zwar geometrisch korrekt konstruiert sind, können durch Abschirmbleche zusätzlich stabilisiert werden.

4.10.3 Maßnahmen allgemeiner Art, die bei allen Sendern anwendbar sind

Sender, die unkontrolliert selbst schwingen, sollten auf verschiedene Verdachtsmomente hin untersucht werden. Die erste Frage, die geklärt werden muß, ist, in welche Senderstufe die ungewollte Einkopplung von Sendeenergie stattfindet. Meist ist es nur eine Senderstufe, und oft dann eine, die sehr weit am Anfang der Senderschaltung sitzt. Diese Stufen haben stets eine höhere Empfindlichkeit als beispielsweise Treiber- und Endstufen, weil die Signalpegel am Anfang des Senders noch klein sind. Ein wirkungsvolles Verfahren, um zu ermitteln, welche Stufe des Senders ursächlich für die Fehlfunktion ist, besteht darin, alle Stufen vom Beginn des Senders an der Reihe nach kurzzeitig abzuschalten und den Sender zu beobachten. Dies kann durch Unterbrechung der Betriebsspannungszuführung geschehen, oder durch direkte Verbindung der Basis des Transistors mit Masse.

Wenn man durch das radikale Abschalten von Senderstufen keine aussagekräftigen Ergebnisse erhält, kann man die einzelnen Stufen dämpfen. Am leichtesten geschieht dies dadurch, dass man die Güte der Schwingkreise oder Breibandübertrager versuchsweise reduziert. Erreichen lässt sich dies durch Parallelschalten von Widerständen zu den Spulen (R = 1k bis 100 kOhm).
 
Wenn man die “schuldige” Stufe lokalisiert hat, muss man feststellen, wie die HF in die Schaltung hinein gelangt. Hier gibt es zwei Hauptmöglichkeiten:

a) Die HF kommt über Einstreuungen “aus der Luft”, also meist über Einkopplung induktiver Art.

b) die HF kommt über Leitungen, meistens über die Betriebsspannungszuführung.

Gegen a) wirken Abschirmungen, entweder der ganzen Stufe oder zumindest der Schwingkreise. Fehlertyp b) bekommt man mit einer konsequenten Blockung der Plus-Leitung mit 0,1F-Kondensatoren gegen Masse meistens in den Griff, vorausgesetzt die Masseleitungen sind hochfrequenzmäßig einwandfrei.

4.10.4 Besondere Schaltungsmaßnahmen bei Selektivverstärkern

Selektive Verstärker neigen wegen ihres höheren Verstärkungsfaktors, verursacht durch eine hohe Schwingkreisgüte, viel eher zum unkontrollierten Schwingen als Breitbandverstärker. Sender, die mit schmalbandigen Verstärkern ausgerüstet sind, können durch eine Absenkung der Schwingkreisgüte relativ leicht “beruhigt” werden, allerdings um den Preis eines gesunkenen Verstärkungsfaktors.

Abb. 51 Bedämpfung des Schwingkreises durch Parallelwiderstand (Rx)

Leider stehen Verstärkungsgewinn und Schwingsicherheit in umgekehrtem Verhältnis. Je höher der Gewinn eines Verstärkers, desto höher auch die Schwingneigung. Eine Verminderung der Durchgangsverstärkung kann zumindest zeigen, welche Senderstufen noch nicht ausreichend konstruiert sind. Mann sollte sich deshalb nicht darauf ausruhen, einen schwingenden Verstärker dadurch beruhigt zu haben, dass man den Gewinn reduziert. Andere Maßnahmen, wie optimale Masse, gesiebte Betriebsspannung und Abschirmung sind eher empfehlenswert.

Der Widerstand RE im Emitter des Transistors bestimmt den Verstärkungsfaktor der Schaltung entscheidend mit. Um diesen herabzusetzen wird RE erhöht. Den gleichen Effekt hat einer Verringerung vom Emitter-Bypass-Kondensator C. Der Widerstand Rx greift an einer anderen Stelle ein. Er setzt die Schwingkreisgüte herab. Sein Wert wird experimentell bestimmt.

4.11 Die Beurteilung des Ausgangssignals von SSB-Sendern

Dieser Punkt verdient bei der Inbetriebnahme eines Senders wirklich kritische Beachtung! Im Gegensatz zu AM -, FM- und CW-Sendern muss beim SSB-Sender eine lineare, verzerrungsarme Arbeitsweise der einzelnen Senderstufen, insbesondere der Endstufe, sichergestellt sein. Und dies aus zwei Gründen: Erstens verschlechtern Verzerrungen des Sendesignales, die Sprachverständlichkeit der Aussendung. Gerade bei QRP mit wenig Leistung kommt es jedoch auf optimale Modulationsqualität an. Zweitens werden störende Intermodulationsprodukte (Nebenaussendungen)  erzeugt, die andere Amateure stören können.

4.11.1 Das Zweitonverfahren

Dies ist das klassische Verfahren, um SSB-Sender auf lineare Arbeitsweise zu überprüfen. Es basiert darauf, zwei verschiedene Niederfrequenztöne auf den Mikrofoneingang eines SSB-Senders zu geben. Diese Tonwechselspannungen müssen beide die gleiche Amplitude haben, und dürfen nicht in einem harmonischen Verhältnis zueinander stehen. Natürlich müssen die Frequenzen durch das Audio-Passband des Senders hindurchpassen. Aus der Überlagerung entsteht am Senderausgang ein charakteristisches Schwingungsbild, das mit einem Oszilloskop abgenommen werden kann:

Abb. 52 Typische Zweitonsignale

Wenn eine Verstärkerstufe des Senders übersteuert wird, weil der Sender zu weit ausgesteuert wird (Sättigung) verändert sich das Schirmbild am Oszilloskop.

4.11.2 Ein NF-Zweitongenerator mit ICs

Die Erzeugung von Sinustönen kann sehr genau und einfach durchgeführt werden, wenn man sogenannte Funktionsgenerator-ICs einsetzt. Verwendet wird das ICL 8038, ein universeller Tongenerator, der als Ausgangsspannung, Sinus -, Rechteck- und Dreieckschwingungen produzieren kann. Natürlich muß man für einen Zweitongenerator dann zwei ICs verwenden.

Abb. 53 Zwei-Tongenerator mit ICL 8038

Die Kondensatoren Cx bestimmen die Frequenz der einzelnen Tongeneratoren. Diese berechnet sich

Die Gleichung liefert die Frequenz des Tongenerators in Hz. R sind die Widerstände R4 bzw. R7.

Mit den Reglern VR 1 und VR 2 wird das Lautstärkeverhältnis der beiden Generatoren justiert. Mit VR 3 dann die Gesamtausgangsspannung.

Einstellung der Schaltung: Je einer der beiden Tonerzeuger wird abgeschaltet (Anschluß 6 auf Masse). Dann wird der Pegel des anderen mit einem Oszilloskop auf eine bestimmte Amplitude (z.B. 100 mVSS) eingestellt. Die Generatoren werden gewechselt und der andere wird auf den gleichen Ausgangsspannungswert justiert.

4.11.3 Das Impulsmesverfahren

Dieses Messverfahren nutzt die Tatsache aus, dass manche menschlichen Sprachsignale, wenn sie von ihrem Aufbau her einfach sind, elektronisch nachgeahmt werden können. Der Laut “Ahhh” kann dabei annäherungsweise durch eine Rechteckschwingung symbolisiert werden. Der Sender wird also mit einem Rechtecksignal moduliert, dass eine relativ niedrige Frequenz besitzt (ca. 100 bis 200 Hz). Dieses darf allerdings keine beliebige Wellenform haben, denn das besondere an diesem “Ahhh”-Signal ist sein extremes Impuls / Pauseverhältnis. Der Impuls ist etwa nur 1/15 bis 1/25 so lang wie die gesamte Periodendauer. Interessanterweise ahmt ein derartig geformter Impuls den Sprechlaut “Ahhh” relativ exakt nach. Damit kann dann ein SSB-Sender schon recht differenziert getestet werden. Das Prinzip diese Messverfahrens wurde vor einigen Jahren in der cq-DL veröffentlicht. Leider konnte der Name des Autors vom Verfasser nicht mehr ermittelt werden.

Die Schaltung, die diese speziell geformten Impulse erzeugt, wird wieder mit einem ICL 8038 aufgebaut.

Abb. 54a Rechteckgenerator für Impulse

Mit den beiden Reglern VR 1 und VR 2 werden die Frequenz und das Impuls / Pauseverhältnis eingestellt. Man schließt den Ausgang der Schaltung an den Sendermikrofoneingang an und stellt mit VR 3 einen mittleren Pegel ein. Das Senderausgangssignal wird mit einem Oszilloskop überwacht. Wenn der Sender Impulse erzeugt, mus die Generatorschaltung so justiert werden, das eine optimale Signalqualität am Ausgang erreicht wird. Dies ist dann der Fall, wenn

a) Nur ein Hauptimpuls beobachtbar ist.

b) Alle anderen auf den Hauptimpuls folgenden Impulse eine möglichst kleine Amplitude haben.

c) Der Hauptimpuls nur so hoch ist, daß die Spitze seiner Amplitude gerade noch nicht abgeflacht, sondern immer noch spitz ist.

Sehen Sie sich die Fotos an, die einmal einen korrekt ausgesteuerten Sender zeigen und einmal einen übermodulierten Zustand. Wichtig ist, das bei Vollausteuerung die Hüllkurven möglichst spitz und nicht abgeflacht sind. Dann ist der Sender maximal ausgesteuert und gerade nicht in der Sättigung.

Um diese Eigenschaften des Ausgangssignals zu erreichen, verändern Sie sowohl die Frequenz als auch das Tastverhältnis der Rechteckschwingung mit den Reglern VR 1 und VR 2. Steuern Sie dazu den Sender maximal bis zu 3/4 der Maximalamplitude aus. Dieser ermitteln Sie, indem Sie VR 3 kurzzeitig voll aufdrehen.

Dieses Meßverfahren basiert auf dem Prinzip, daß aus dem ursprünglichen sehr kurzen Rechteckimpuls im SSB-Filter eine exponentielle Kurvenform erzeugt wird. Diese Kurve wird ausgelöst durch das (im Vergleich zu Impulsdauer) langsame Anschwingen und das folgende Nachschwingen des Filters, wenn es vom Rechteckimpuls durchlaufen wurde. Da jedes Filter anders reagiert, kann hier nur eine grobe Darstellung der erzeugten HF-Signale angeboten werden. Jeder Sender lässt sich dagegen so optimieren, dass die Punkte a) bis c) erfüllt sind.

Der Vorteil mit dieser Messung, verglichen mit dem Zweitonverfahren, liegt darin, dass der Sender nur einen Bruchteil der Zeit mit voller Leistung arbeiten muss. Dieses Verfahren ist schonender als das Verfahren mit Vollaussteuerung mit zwei Tönen, und deshalb für längere Optimierungsarbeiten an einem SSB-Sender besser geeignet.

4.11.4 Die Leistungsmessung bei SSB-Sendern

Die Leistung eines SSB-Senders ist insoweit interessant, als dass der Sender bei einer bestimmten Ausgangsleistung immer noch im linearen Bereich der Kennlinie arbeiten muss. Es bringt für den praktischen Betrieb nichts, wenn der Sender eine hohe Ausgangsleistung hat, diese aber nicht mehr verzerrungsfrei abgeben kann.

Die beiden vorher beschriebenen Methoden zur Beurteilung der Linearität von SSB-Sendern sind grundsätzlich aussagekräftige Verfahren zur Bestimmung der Ausgangsleistung. Diese kann mit einem Oszilloskop oder einem Röhrenvoltmeter mit HF-Tastkopf bestimmt werden.  Wenn man ein HF-Voltmeter benutzt, muss man den Sender mit einem Ein-Ton-Signal voll aussteuern. Wenn man ein Oszilloskop benutzt, ermittelt man die Effektivspannung aus der Spitzenspannung des Senderausgangssignals an einem Dummy-Load von 50Ohm. Mit einem Röhrenvoltmeter kann man den Effektivwert direkt ablesen. Die Leistung ist dann jeweils P=U²/R.

Wenn man sich eine Dummy-Load selbst herstellen will, so baut man ihn aus induktionsfreien Kohle- oder Metallfilmwiderständen auf. Für unsere QRP-Zwecke ist ein Dummy-Load mit 10 Watt maximaler Belastbarkeit ausreichend.

4.13 Ein Bauvorschlag für einen einfachen QRP-Dummy-Load mit Spannungsteiler

Dieser Dummy-Load kann für eine Dauerleistung von 5 Watt eingesetzt werden. Wenn man einen SSB-Sender nach dem Impulsverfahren testet, liegt die maximale Leistung sogar bei 20 W, vorausgesetzt es wird kein Dauerton gesendet. Zusätzlich ist in die Schaltung ein 1 : 2 Spannungsteiler integriert, der die HF-Spannung halbiert. Der Vorteil dieses Spannungsteilers liegt darin, dass die Meßkabel und Impedanzen von Oszilloskop und Frequenzzähler den Senderausgang nicht so stark beeinflussen.

Der Lastwiderstand besteht aus 4 Widerständen 47 /1 W. Natürlich dürfen nur Kohle- oder Metallschichtwiderstände verwendet werden. Er hat folgendes Schaltbild:

Abb. 54b: Dummy-Load mit Spannungsteiler

4.14 Das Oberwellenfilter (PI-Filter)

Dass es nicht ratsam ist, einen Sender ohne ein abschließendes Filter an eine Antenne anzuschließen, wurde bereits angesprochen. Die vom Gesetzgeber erlassenen Vorschriften verpflichten den Amateur, die Ausstrahlung unerwünschter Neben- und Oberwellen zu begrenzen. Dies gilt natürlich für QRP-Stationen, ebenso so wie für Sender mit hoher Ausgangsleistung. Dabei ist es insbesondere für den Konstrukteur von Transistorsendern wichtig zu wissen, dass Transistorverstärker durch die spezifischen Eigenschaften von Halbleitern bedingt mehr Harmonische und Oberwellen produzieren als die Röhren vergangener Zeiten. Die Ursache liegt darin, dass ein Transistor bei der Verstärkung eines Zyklus einer Sinusschwingung die Kapazität seiner Grenzschichten über die Zeit des Zyklus ändert, weil sich seine Eingangsimpedanz nicht konstant verhält. Der Transistor arbeitet also weniger linear als die Röhre.

Ein Oberwellenfilter für den QRP-Sender kann sich der Amateur leicht selber anfertigen, wenn man sich an die am Ende dieses Abschnitts gezeigte Tabelle hält. Die Werte der Kondensatoren in der Tabelle sind nicht an die Werte der E-Reihe angenähert. Man kann einerseits mehrere Kondensatoren parallel schalten, oder den nächsten niederen Standardwert einsetzen, wenn dieser nicht zu weit entfernt liegt.

Die Spulen werden folgendermaßen angefertigt:

Als Spulenkörper verwendet man Kunststoffrohr, wie es z.B. bei Elektrikern als Material für sogenannte “Kabelkanäle” benutzt wird. Dieses Kunststoffrohr gibt es in Baumärkten in 2 m Stücken. Der Durchmesser sollte 15 mm 1 mm sein, dann können Sie nämlich zum Spulenwickeln folgende Berechnungsgrundlage verwenden:

Luftspulen, die mit einem Kupferlackdraht (Durchmesser 1 mm) auf Wickelkörper mit 15 mm Durchmesser einlagig gewickelt werden, haben pro Windung eine Induktivität von ca. 0,145 uH.

Die Windungszahlen in oben stehender Tabelle sind nach diesem Verfahren berechnet worden. Wenn Sie abweichende Werte für Spulenkörperdurchmesser oder Drahtstärke benutzen wollen, müssen Sie erst ermitteln, welche Induktivität eine einzige Windung auf dem Kern ergibt. Dazu gehen Sie folgendermaßen vor:

a) Wickeln Sie eine bestimmte Anzahl Windungen (10 oder besser 20) auf den Kern. Achten Sie darauf, dass die Spule nur eine Lage erhält und die Windungen dicht nebeneinander liegen.

b) Löten Sie einen Kondensator bekannter Kapazität (100 bis 200 pF) an die Enden der Spule an, so daß Sie einen Parallelschwingkreis erhalten.

c) Ermitteln Sie die Resonanzfrequenz des Schwingkreises (Meßsender oder Dip-Meter benutzen).

d) Errechnen Sie aus dieser gefundenen Frequenz mit der Thomson’schen Schwingkreisformel den Wert der Induktivität der Spule und dividieren Sie ihn durch die Anzahl der Windungen.

Sie erhalten jetzt den Quotienten H pro Windung , mit dem Sie ihre eigenen Spulen herstellen können. Das -Filter ist ein 5-poliges Filter mit folgendem Aufbau:

Die Wertetabelle für die Bauteile eines 50 Ohm–Filters
 
                     C1[pF]  C2[pF]  C3[pF]  L1[uH]  L2[uH]
1,8 MHz         960       2317     960       4,96      4,96
3,5 MHz         494       1192     494       2,55      2,55
7 MHz            247       596       247       1,27      1,27
14 MHz          123       298       123       0,64      0,64
21 MHz          82        199       82        0,42      0,42
28 MHz          62        149       62        0,32      0,32

Die Kondensatoren können natürlich an den nächsten Wert der im Handel befindlichen Standardreihe angenähert werden, wenn die Abweichung vom Sollwert unter 10% bleibt. Sonst werden passende Werte parallel geschaltet.